Weltweit leiden rund 425 Millionen Menschen an Diabetes, in Österreich sind es schätzungsweise 600.000 Zuckerkranke, immer häufiger auch jüngere Menschen. Ausgelöst durch hohe Zuckerwerte im Blut, die über lange Zeit die Gefäßwände attackieren, erhöht die chronische Entzündung der Blutgefäße das Risiko auf Späterkrankungen. Herzinfarkte, Schlaganfälle, Amputationen und Erblindungen können auf Diabetes zurückgehen.
Völlig neuen Ansätzen für die Behandlung von Diabetes hat sich die Tiroler Biotech-Firma Angios GmbH verschrieben. Am Standort Innsbruck züchtet ein Team von Molekularbiolog:innen und Biotechniker:innen Blutgefäße aus Stammzellen im Labor. Diese vaskulären Organoide sollen künftig neue Therapien ermöglichen, etwa in Form von Blutgefäß-Implantaten bei schwer heilenden Wunden oder neuen Medikamenten, die Durchblutungsstörungen behandeln und Schlaganfälle verhindern. Geforscht wird auch an Antikörpern, die der von Diabetes verursachten Erblindung entgegenwirken sollen.
Vom Labor auf den Markt
Die Idee dazu stammt vom Genetiker Josef Penninger und dem Unternehmer Gregor Wick, die dafür ein Patent angemeldet haben. Gemeinsam mit dem Molekularbiologen David Hoffmann gründeten sie 2019 eine eigene Firma. Mit beeindruckendem Erfolg. Angios GmbH hat sich mittlerweile mit seinem klaren Fokus auf medizinische Anwendungen im Bereich der vaskulären Organoide einen Namen gemacht – und ist ein Beispiel für eine gelungene Ausgründung des Instituts für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
Was es braucht, um aus einem Spin-off eine erfolgreiche Firma zu schaffen? „Neben der zündenden Idee und dem wissenschaftlichen Know-how braucht es auch unternehmerisches Potential“, sagt Gregor Wick. „Manche Forscher:innen wollen das, was sie entdeckt haben, auch außerhalb des Labors sehen.“ Für sie ist eine unternehmerische Umsetzung in einem Spin-off ein idealer Weg.
Auf den Schultern der Grundlagenforschung
Und darüber hinaus? „Menschen, die mutig und erfahren genug sind, so etwas zu unterstützen“, ergänzt Wick. Allen voran: Das Institut für Molekulare Biotechnologie der ÖAW, das die Ausgründung gefördert und die dafür benötigten Lizenzen vergeben hat, und das Land Tirol, das in den Standort investiert und damit hoch qualifizierte Arbeitsplätze fördert, so der Unternehmer. Und dann natürlich auch Partner, die an die Idee glauben und das Risiko eingehen. Besonders freut Wick in diesem Zusammenhang die Investition der großen kanadischen Biotech-Firma AbCellera mit Sitz in Vancouver.
Das Wichtigste sei aber die Grundlagenforschung. Wick: „Unsere Forschung steht auf den Schultern der Grundlagenforschung der vergangenen 20 Jahre, die von Neugierde getrieben, am Beginn noch nicht wusste, was am Ende dabei rauskommt.“ Denn: Auf dem Boden von Forschungserkenntnissen entstehen oft Innovationen, von denen alle profitieren können.